Forschungsbündnis will Basis für emissionsfreie Mobilität legen
Das Bündnis CAMPFIRE, mit Fachleuten aus Forschung, Wirtschaft und Politik, will in naher Zukunft technische Lösungen für eine emissionsfreie maritime Mobilität entwickeln, die zum Kernelement der Wirtschaft in Mecklenburg-Vorpommern werden könnte. Bei einem Workshop am Leibniz-Institut für Plasmaforschung und Technologie (INP) diskutierten die Experten am heutigen Donnerstag, dem 31. Januar, die Strategie für die praktische Umsetzung des Vorhabens.
Greifswald, 31. Januar 2019. Es ist eine klare Vision für die wirtschaftliche Zukunft Mecklenburg-Vorpommerns: Künftig könnte der aus regenerativen Energiequellen gewonnene Strom deutlich stärker vor Ort genutzt werden und als Treibstoff für neue Technologien dienen. Auf der Basis eines umfassenden Konzepts, an dem 30 Projektpartner aus Forschung, Wirtschaft und Politik mitgewirkt haben, will das vor über einem Jahr gegründete Bündnis CAMPFIRE einen Strukturwandel für die Region Nord-Ost herbeiführen. CAMPFIRE bündelt das Know-how verschiedener Forschungsinstitute sowie von Unternehmen aus der Energiebranche, der maritimen Wirtschaft und der Düngemittelindustrie. Zentrales Element des Konzepts ist die Produktion von grünem Ammoniak sowie dessen Verwertung für emissionsfreie Schiffsantriebe und die Produktion von nachhaltigem Dünger. Dieser Rohstoff, der aus lokal erzeugtem Wind- oder Solarstrom, Wasser und Luft hergestellt werden kann, wird von Experten bereits als „Erdöl der Zukunft“ angesehen.
Doch erst durch die Integration neuartiger elektrokeramischer Nanoschichten werden die Energiewandlungsprozesse bei der Ammoniakproduktion wirtschaftlich darstellbar. Dieser Technologiesprung soll im Rahmen einer fünfjährigen Umsetzungsphase von CAMPFIRE vollzogen werden. Dafür hat sich das Bündnis um Fördermittel aus dem Programm „WIR! – Wandel durch Innovation in der Region“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung beworben hat. Als Koordinatoren fungieren das Leibniz-Institut für Plasmaforschung und Technologie (INP), das Institut für Klimaschutz, Energie und Mobilität (IKEM) sowie die Hochschule Stralsund (HOST).
Vorpommern-Staatssekretär Patrick Dahlemann (SPD) unterstreicht die Bedeutung des Vorhabens CAMPFIRE für die Region: „Hier bei uns in Vorpommern entsteht ein Leuchtturmprojekt, das weit in das Land ausstrahlt und starke wirtschaftliche Impulse setzen kann. Für MV bietet sich die große Chance, dass zwei wichtige Wirtschaftsfelder, die Energiebranche und die maritime Wirtschaft, miteinander verknüpft werden können. Ein emissionsfreier Schiffsverkehr schützt darüber hinaus den wichtigsten Naturschatz unseres Landes – die Ostsee.“
Dr. Donald Höpfner, Geschäftsführer der Rostocker Niederlassung des Düngemittelproduzenten YARA: „Wir wollen zusammen mit den Bündnispartnern neue technische Lösungen zur Herstellung von grünem Ammoniak am Standort Rostock entwickeln. Dieser Ansatz schützt nicht nur die Umwelt, sondern stärkt auch die Wirtschaft der Region.“ Bislang müsse Ammoniak vorwiegend über den Seeweg importiert werden.
Auch CAMPFIRE-Projektleiterin Dr. Angela Kruth zieht eine rundum positive Zwischenbilanz: „Das Bündnis ist stetig gewachsen und wir erfahren eine überwältigende Resonanz aus der Wirtschaft“. Es gebe weltweit innovative Konzepte rund um das Thema Ammoniak. So ist die chemische Verbindung von Stickstoff und Wasserstoff bereits als Treibstoff für hochmoderne Fahrzeugmotoren oder Turbinen vorgesehen. In anderen Modellvorhaben soll mithilfe von Ammoniak die Energieversorgung entlegener Landstriche sichergestellt werden. Hinzu komme, dass Ammoniak als hervorragender Energiespeicher und somit als Zwischenschritt für die Verwertung von Wasserstoff dienen könne. Wenn es gelinge, kleinskalige Herstellungsprozesse für Ammoniak auf der Basis neuer elektrokeramischer Komponenten zu entwickeln, die direkt an Windparks angeschlossen werden könnten, wäre dies der Durchbruch, betont die INP-Forscherin. „Allerdings sind hierfür weitere Forschungsprojekte notwendig, um Fahrzeuge, Energiesysteme, rechtliche Rahmenbedingungen und Sicherheitskonzepte auf den neuen Energieträger zuzuschneiden. Wir müssen außerdem die Akzeptanz für Ammoniak in der Bevölkerung erhöhen.“